Tolpatsch

Die zweite Maskengruppe, der Tolpatsch, ist 1996 auf die Initiative von 5 jungen Müttern und ihren Kindern ins Leben gerufen worden. Das Häs sollte ein typischer Weissnarr der schwäbisch alemannischen Fasnet werden.

Der Tolpatsch ist eine Figur aus den Nordstetter Dorfgeschichten. Der Schriftsteller Berthold Auerbach, dessen Geburtshaus in Nordstetten steht, brachte diese Geschichten zu Papier. Es sind Erzählungen aus dem Leben der Nordstetter Bevölkerung. Der Tolpatsch wird in einer der Erzählungen genau beschrieben

Geschichtliches

Der Tolpatsch ist die wohl bekannteste Erzählung von Berthold Auerbach. Sie wird als ein Meisterstück beschrieben. Auerbach erzählt hierbei in liebevollen Detailbeschreibungen das Dorfleben von Nordstetten, wie es um die Zeit Mitte des 19.-Jahrhunderts verlief.
Alois Schorer wurde von Dorfbewohnern “Tolpatsch” genannt, weil er ein wenig schwerfällig und kurzsichtig war. Die Nordstetter, die sich in der Dorfgeschichte ein wenig auskennen, wissen wer gemeint war, wenn Auerbach über die Herkunft des Tolpatsches schreibt. Es war des Bartels Basches Bua.

Der Tolpatsch verliebte sich ins Marannele, die ihm zunächst auch zugeneigt war . Als aber ein Soldat die Stelle eines Knechts im Dorf annahm, bekam Tolpatsch von diesem, als schneidigen Burschen beschriebenen Jörgli, Konkurrenz.
Um Marannele zu imponieren, wurde Tolpatsch auch Soldat. Umso enttäuschter war er, als er bei einem Heimaturlaub in Nordstetten erfuhr, dass Marannele schwanger war und den Jorgli heiraten mußte.
Traurig und enttäuscht ging Tolpatsch wieder nach Suttgart in seine Kaserne zurück. Als er von einem Emigranten aus Amerika 400 Gulden, mit der Aufforderung sich vom Militär loszukaufen erhielt, reiste er zusammen mit einer Nordstetter Familie nach Amerika. Dort wurde Tolpatsch ein erfolgreicher Farmer und Pferdebauer, was schon immer sein sehnlichster Wunsch gewesen war.

Die Geschichte von Berthold Auerbach endet: “Ich möcht auch einmal wieder eine Stund in Nordstetten sein, da wollt ich auch dem Schultheiss zeigen, was ein freier Bürger von Amerika ist”.

Das Häs besteht aus einer Holzmaske, blauem Oberteil, weißer Hose und Maskentuch, Bauchglockengurt, Korb und blauem Schirm. Auf dem Maskentuch ist das Nordstetter Schloss abgebildet. Die Vorderseite der Hose zieren der Tolpatsch auf dem einen und seine Frau das Marannele auf dem anderen Bein. Für beide Motive war ein Bild der beiden aus dem Buch die Vorlage. Ein Tintenfass mit Feder, das Symbol für Auerbach und ein Stier, das Nordstetter Wappen befinden sich auf der Rückseite der Hose.

Die Einzelmasken des Tolpatsch und seinem Mariannele begleiten die Weissnarrengruppe der Tolpatsch seit der Fasnet 2002 bei den Umzügen des Ringtreffens und über die Hauptfasnet. Es wurde Wert darauf gelegt, dass die Larve natürliche menschliche Züge zeigt. Die Kleidle der beiden Einzelfiguren sind identisch mit den Abbildungen auf der Hose des Weissnarren Tolpatsch. Die Kopfbedeckung beim Tolpatsch wird durch eine Schlappkappe ergänzt, beim Mariannele ziert das Haupt ein dick nach hinten geflochtener Zopf.